Der Kampf um die Aufmerksamkeit

... ist ja für jeden Blogger relevant.

Zum Thema Kampf-um-Aufmerksamkeit sind mir schon viele merkwürdige Dinge untergekommen. Natürlich vorrangig zahlreiche Männer, die versuchen, sich durch das Aufzählen uninteressanter Banalitäten wichtig zu machen (..und tschüss - ich weiß mir mit dem Tag besseres anzufangen. Bin ich die Caritas, dass ich bei derartig verlorenen Gestalten dann auch noch mein Helfersyndrom auspacken soll? Mit mir nicht.). Nach dem Motto: wer sich selbst nicht sicher genug ist, der versucht oftmals verzweifelt, zumindest sein Gegenüber von sich zu überzeugen. Traurig.
Noch besser: ein Gespräch mit einer Freundin letzthin. Schon in der Anfangsphase fiel mir ihre Neigung auf, mich ständig in allen angesprochenen Punkten übertreffen zu müssen. Suspekt wurde es, als sie anfing, sich weitschweifig über ihre persönlichen Probleme zuhause auszulassen. Zuerst war ich der Meinung, sie hätte eine entlastende Aussprache nötig - miserabel war ihre Lage ja, und ich war auch gerne bereit, ihr zuzuhören und sie aufzubauen. Doch vergeblich. Sie wollte gar kein Verständnis (meine Sätze hatte sie dutzendmal auch von anderen gehört, denen sie dieselben Geschichten erzählte) - sie wollte sich schlichtweg profilieren und mit ihrem Unglück vor mir prahlen. Offensichtlich war ihr Leiden weithin das einzige, was sie von anderen abhob und zu etwas Besonderem machen konnte, wodurch sie sich von ihrem sozialen Umfeld etwas Wertschätzung erhoffte.

Ich brauchte einige Zeit, bis mir klar wurde, was hier ablief (ja, Ansätze von Naivität & Gutgläubigkeit sind bei mir noch vorhanden) und war schockiert: wie kommt ein Mädchen ihres Alters, noch dazu hübsch und begabt, dazu, sich gerade damit hervortun zu wollen/müssen? Dieses Gefühl der Minderwertigkeit finde ich bei Frauen sehr oft, aber in diesem Fall ist es mir besonders nahegegangen.
Das einzige, was mir in dieser Situation zu tun blieb (nachdem ich meine Überraschung überwunden hatte), war, ihr meine Meinung ehrlich ins Gesicht zu sagen und ihr dann zu versichern, dass ich sie gern habe und eine Selbstdarstellung dieser Art vor mir nicht nötig sei. Ihr Gesicht daraufhin war die Sache wert. Offensichtlich hat es vor mir nie jemand für nötig befunden, ihr die Meinung zu sagen - dabei ist es manchmal so einfach, Menschen ein wenig Selbstbewusstsein zurückzugeben.

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